Goitzsche Front – Mo[nu]ment

--Digipack--
VÖ: 15. Januar 2016
via Soulfood


Bitterfeld im Jahr 2016 n.Chr. ...an den Ufern des Großen Goitzschesees ist ein verstärkter Wellengang zu verspüren. Die Brandung nimmt stetig an Heftigkeit zu … ein Indiz dafür, dass wohl demnächst ein größerer Brecher durch die Rabatten tänzeln wird. Ihr seid alle gut damit beraten, die Zeichen ernst zu nehmen, denn der besagte Brecher wird in jedem Fall kommen. ...und zwar am 15. Januar 2016 in Form der dritten Goitzsche Front-Studio-Plaste MO[NU]MENT.
Fast auf den Schlag genau vor 14 Monaten, gingen die Mannen aus Anhalt mit ihrer Nr#2, ...aus ruinen vor Anker. Ein Album der Kategorie „Besonders Wertvoll“. Ob Goitzsche Front dieses Album nun getopt hat? … nun ja, das werden wir jetzt gemeinsam eruieren. Aber bereits schon der Titel des kommenden Silberlings hat für mich die Nase deutlich vorn. ... aus ruinen war ja schon ein neckisches Wortspielchen, aber die Kopfzeile MO[NU]MENT ist wohl unbestritten nobelpreisverdächtig. Eine Wortkombi, die auf den Punkt bringt, was Mitte Januar diesen Jahres gebacken sein wird … ein [monumentaler] Moment !!!

Der Fährmann, der Euch in diesen Coin bringt, wird abgebildet durch ein „Intro“, das man wohl mit Fug und Recht als Punktlandung bezeichnen darf. Trifft es musikalisch genau den roten Faden, der dieses MO[NU]MENT durchzieht. ...wuchtig und bestimmend, jedoch keinesfalls aufdringlich und diktierend.

Noch geplättet vom „Intro“, steht man auch schon Auge in Auge mit dem Titelbrecher „Monument“. Die Mannen aus Anhalt wissen genau, wem sie es u.a. zu verdanken haben, dass Goitzsche Front zu einer Band wurde, die ein nicht unerhebliches Wörtchen mitzureden haben. Gewidmet ist dieser Titelsong den Hundertschaften von treuen Wegbegleitern, Caos Crew, Streetteam und all den Konspiranten rund um die Band.

Wir bauen euch ein Monument,
für eure Treue ein Schrein,
nur für euch ganz allein.
Wir schenken euch diesen Moment,
dank eurer Kraft werden wir ewig sein.
Denn Ihr seid nicht unter zu kriegen,
dies Monument gilt nur euch allein,
denn ohne euch, ohne euch,
wollen wir nicht sein.

Achtet bei diesem Track#2 auf die Bridge, die Euch nach ca. 01:20 Min heimsucht. Sie steht exemplarisch für so einige Eye-Riser, die im weiteren Verlauf noch um´s Eck´ kommen werden. ... dazu aber später mehr.

„Schweinepriester“, die zweite Videoauskopplung und in Riefe drei lauernd, beleuchtet sozialkritisch das Treiben um uns herum. Aber zieht euch am besten den Clip rein und denkt vor allen Dingen mal über das Gesehende nach.

Gegründet im Jahre 2009, hatten die Mannen von der ersten Stunde ab einen langen steinigen Weg vor sich. Wahrheitsfrei Behauptungen, Worte die mal schön geschmeidig im Mund umgedreht wurden und eine bereits gefertigte Anklageschrift waren so die ersten Nettigkeiten, die der Band in ihren Gründertagen zuteil wurde. Für Goitzsche Front stand es allerdings nie zur Diskussion, ihre Ecken und Kanten kommerzflauschig schleifen zu lassen. Sie standen wie ein Fels und erhoben Einspruch. Aus diesem Grund gebührt ihnen auch zweifelsfrei das Recht, einen Song wie “Steine im Weg” an die Rampe zu stellen. Bei so einigen Combos, die Lieder mit solcher Thematik zum Besten geben, gehören die Ansagen wohl eher ins Reich der Märchen & Myten. Bei Goitzsche Front jedoch stellt ein Stück wie “Steine im Weg” ein tatsachenbasierendes Protokoll der Ereignisse und deren Konsequenzen dar. Gefasst in ein hart am Wind liegendes Klangbild und potenziert mittels mächtig Schalldruck aus Bockis Rachen, wird dieses Stück zudem noch zu einer schallenden Ohrfeige in die Masken Derjenigen, die es nötig haben.

Eine musikalische Axt, die nahezu in die gleiche Kerbe drischt, wartet in der vorletzten Riefe auf Euch. Nachdem es thematisch jedoch astrein zu „Steine im Weg“ passt, möchte ich den Song „Die Geier“ gerne hierher vorziehen. Leicht metallene Riffs, getragen von sattem Keulwerk aus dem Drumset bereiten vor auf einen Text, in dem sich alle von uns in irgendeiner Form wiederfinden.

Die Geier stürzen auf uns zu Hauf,
und reißen sich die Mäuler weit auf,
Wir sind Beute die man nicht greifen kann,
nimmt den Mund doch zu voll, und erstickt daran.

Jede Hand die Ihr zu beißen versucht,
schlägt zurück, ihr seid zum Scheitern verflucht.
Doch die Geier stürzen weiter auf uns herab,
und schaufeln sich ihr eignes` Grab.

Dem ganzen Geierpack sei eines gesagt. Stoppt uns doch wenn ihr könnt !!! Ich gehe aber mal schwer davon aus, dass das nix wird. Das Federvieh ist einfach zu schwach. „Wir sind die Sieger“

Wir sind die Sieger,C die tiefe Narben tragen,
wir sind die Sieger dieser Welt.
Wir sind die Sieger,
die viel geopfert haben,
wir sind die Sieger dieser Welt.
Wir geben niemals auf,
das haben wir uns geschworen,
denn wer nicht kämpft hat schon verloren

...reng dege deng deng … nun aber schnell noch den Bremsfallschirm checken, die Heizdecken von den Reifen nehmen, rein inne Rennpappe und mit ´nem fetten Burn-Out-Inferno ins Start-Grid. „...denn nur Männer aus Stahl, fahren Autos aus Pappe!“ Jo genau, so muss das. Und ein weiteres Muss ist es, sich sofort die Videoauskopplung zu „Männer aus Stahl“ einzubauen. Ein Track, der den bekannten East-Spirit verkörpert, jedoch nicht ohne sich selbst auch ein wenig auf die Schippe zu nehmen.

„Orkan“ … besser hätte man den Titel nicht wählen können, für einen Song, der als eine Art Packungsbeilage zu sehen ist.

Wir fegen durch das Land, wie ein wütender Orkan,
die ganze Menschheit soll uns hörn‘.
Wir brechen durch die Wand, wie ein speiender Vulkan,
hier und jetzt, und in tausend Jahren.

Sooo Leute, nun ist es angebracht den Sonntagszwirn ordentlich zurechtzuzoppeln, sich gerade hinzusetzen und ein Betragen an den Tag zu legen, das dem Anlass gebührend Tribut zollt. Die Stücke „Endlos“, „Hoher Flug“, „Irgendwann Irgendwo“ sowie „Ewigkeit“ möchte ich gerne exemplarisch nennen, um den Reifeprozess im Hause Goitzsche Front zu beschreiben. Die Herren Bocki [Gesang], Maxi [Gitarre], TT [Schlagzeug] und Ulze [Bass] überreichen am 15. Januar 2016 der Menschheit einen dokumentenechten Beweise ihrer musikalischen Weiterentwicklung.
...ficken, saufen und Hochleistungspartys zelebrieren … machen wir alle gerne, zweifelsohne. Auch heute ist man immer noch gerne mal dabei, wenn es gilt einen sicherzustellen. Aber je mehr Lenze ins Land ziehen, je mehr sich die Haarfarbe Richtung Friedhofsblond wandelt, desto wichtiger werden andere Dinge im Leben. Dem kommenden Album der Anhalt-Connection merkt man es deutlich an, dass auch die Mannen von Goitzsche Front mittlerweile mehr Lebenserfahrung inne haben, über manche Dinge ein wenig anders denken als noch 2009 und sich nicht zuletzt die eine oder andere Priorität geändert hat. Die musikalischen Strukturen sind noch feiner definiert, die Lyrics haben ´ne fette Kelle mehr Tiefgang. Kurzum, die Band wurde erwachsener. Eine Tatsache, die mir mächtig gut rein läuft.
Man möge sich sich nur mal in Ruhe „Ewigkeit“ reinziehen. Ein Musterbeispiel für angewandte Lebenserfahrung.
Oder die Nr#7 „Hoher Flug“ …blickt man zurück auf alte Tage, findet man sich wieder in jugendlicher Überheblich- und Hitzköpfigkeit. Auch der unweigerlich folgende tiefe Fall ist noch im Gedächtnis. Seiner Zeit wusste man selbstverständlich alles besser als der Rest der Menschheit!… hä hä dafür gab es dann auch gratige Quittungen.
Die Tracks „Endlos“ und „Irgendwann, irgendwo“ gehören mehr zu der etwas ruhigeren Fraktion. Auch hier merkt man deutlich, dass die beiden Stücke aus einer Hand stammen, die von einem gereiften Verstand geführt wurde. Die Texte laden ein, sich in den unterschiedlichsten Gedankenmustern zu verlieren. Allerdings nicht beim ersten Reinhorchen, denn da biste ersma mit den Gänsehaut-Tsunamis beschäftigt, die über dich hereinbrechen.

Nummero 09 - „Mein Leben“, ein Song wider dem Dasein als Bückling. In prägnanter Schlagzahl gibt’s Serien-Punches und ne klare Ansage wer die Lufthoheit im eigenen Leben hat.

Ganz egal was Ihr versucht, ganz egal was Ihr auch wollt,
Ihr könnt mir alle Knochen brechen, aber niemals meinen Stolz.
Ihr seid bei weitem nicht die ersten,
Leute gingen Leute kamen,
spuckt mir ins Gesicht, doch befleckt nicht meinen Namen.

Der dritte Zelluloidstreifen, der uns bereits im Vorfeld von den Musikern spendiert wurde, ist Track#10 „Hafen & Herz“ . Ein Salut an die Heimat und ein Ansporn in alten Bildern zu schwelgen. Am besten gleich mal abchecken die Videoapparatur...

Ein kleines schelmisches musikalisches Spieglein... es trägt die Nr#13 und schreibt sich „Nicht genug”! Inhaltlich beleuchtet die Band die Tatsache, dass man von Dingen, die einem so richtig taugen, niemals nicht genug bekommen kann. Ob es nun das Feiern mit Freunden ist oder das Ritual des Tätowierens. Auch scheut man sich nicht davor, des Lebens wegen den Knochenmann noch ´ne Runde in die Wüste zu schicken. Lange schon rümpft sich deshalb so manch Zeitgenosse die Nase. Druf geschissen Meisters...

Ich hab noch lange nicht genug,
das kann’s noch nicht gewesen sein,
da ist noch Luft nach oben, hier passt noch jede Menge rein.
Ich hab noch lange nicht genug,
das kann’s‘ noch nicht gewesen sein,
da ist noch Luft nach oben, einer geht noch,
einer geht noch rein.


CD 2 beinhaltet 5 Tracks, die nicht aus der Feder von Goitzsche Front sind. Landläufig wird so etwas als Cover bezeichnet. Nun gut für mich geht diese Geschichte mehr in eine andere Richtung. Ich vergleiche es mit dem Wiederaufbau einer alter Harley. Ein in die Jahre gekommener Klassiker erweckt das Interesse und ein kleiner Kobold auf der Schulter sagt immer und immer wieder: „Los Typ, hauche dem Teil neues Leben ein.“ So geschehen mit folgenden Stücken:

Die Prinzen – „Alles nur geklaut“ (aus dem gleichnamign Album - 1993)

Nina Hagen (mit Automobil) - „Du hast den Farbfilm vergessen“ (1974)

Puhdys – „Wenn ein Mensch lebt“ (1973 – Soundtrack zum DEFA-Film „Die Legende von Paul und Paula“)

Michael Barakowski – „Zeit, die nie vergeht“ (1985 – Platz 1 in der Jahreshitparade der DDR)

Karat – „Über sieben Brücken“ (1978 – Debütalbum vom Karat – Label: Amiga)

Dass das nun alles Songs von Künstlern aus der EastSide sind, ...ja das ist sicherlich reiner Zufall, gelle! ***oberfrech grins***

Nun gut, lasst uns mal zur Abrechnung kommen. MO[NU]MENT ist ein Album, das die konsequente Weiterentwicklung einer Band mit Willensstärke, Charakter, Mut und Disziplin aufzeigt. Goitzsche Front liefert den Nachweis, dass sie so einige Stile der Genre Punk- und Deutschrock sowie OI und Metal drauf hat.

Ja mehr noch, trotz der Syle-Collection geht Goitzsche Front zu keinem Zeitpunkt verloren. Ein Spagat, der gerne auch mal tüchtig schief geht. MO[NU]MENT jedoch zeigt, wie diesbezüglich ein musikalischer Full Pull auszusehen hat. Oder anders ausgedrückt: Wenn du glaubst, es sei ausgeschlossen sich musikalisch weiterzuentwickeln, ohne Federn zu lassen, dann schiebe diesen Silberling ins Grammophon und höre dir an, wie so etwas geht. Erinnert Ihr euch an die anfänglich erwähnte Bridge (Song 2: „Monument“)? Spätestens jetzt schließt sich der Kreis.

Im Vorfeld gab es Aussagen wie, dieses Album wäre nicht mehr stilecht, zu weich oder gar angepasst.

Man sollte nicht vergessen, stilecht kann ratz fatz in Langeweile umschlagen.
Manche mögen es zu weich nennen, ich nenne es tiefgründig. Auch die Vokabel angepasst ist völlig fehl am Platz... erwachsen ist hier weitaus treffender.

Die letzten Worte gebühren der Band selbst. Denn die ersten Strophe des Songs „Orkan“ fasst hervorragend zusammen, was es über die Band Goitzsche Front, über das Album MO[NU]MENT und die Corona, die die vier Musiker umhüllt, zu sagen gibt.

Spürt ihr dieses Donnern, diese Bässe?
Spürt ihr wie die Drums nach vorne ziehen‘?
Akkorde wie ein Schlag in die Fresse,
lasst alle Feinde vor uns knien.
Seht ihr dieses Strahlen unser Augen?
Spürt ihr wie das Feuer in uns brennt?
Hört ihr diese Klänge der Gitarren?
Diese Melodien als ein Geschenk.




la oss rocke
Duser


P.S. Mir ist zu Ohren gekommen, dass Dank EMP wohl 200 von Euch eine Weihnachtsbescherung der ganz besonderen Art hatten.






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